Bernardo war ein überzeugter Dolmetscher und stolz darauf, diesen Beruf auszuüben. Er hat immer gesagt, dass dies ein wunderbarer Beruf sei und sollte er noch einmal wählen müssen, sich jederzeit wieder für diesen Beruf entschieden hätte. Diese Überzeugung zeigte sich auch in seiner Art zu arbeiten: immer präzise und immer auf jedes Detail bedacht.
In der Dolmetscherkabine war Bernardo stets der ruhende Pol. Man konnte sich immer auf ihn verlassen. Immer war er hilfsbereit und hat nützliche Vorschläge gemacht, ohne sich jemals aufzudrängen. Für uns Kolleginnen war er wie ein großer Bruder: Immer hat er uns mit seinen Ricola-Bonbons versorgt und uns Wasser eingeschenkt – er hat sich einfach um alles gekümmert. Und dann seine fast sprichwörtliche Ruhe. Während ich manchmal über einen zu schnellen Redner schimpfte oder über einen, der seine Sätze nie beendete, blieb Bernardo immer die Ruhe selbst und wahrte in seiner feinen, fast englischen Art stets die Contenance. Nicht umsonst trug er den Spitznamen „Bernardo, der Unerschütterliche“.
Nach der Arbeit ist er gern mit den Kollegen ausgegangen, um zu erzählen, den anderen zuzuhören und zu scherzen. Bernardo konnte über alles reden und wusste über so viele Dinge Bescheid. Bei den Europarats-Sitzungen in Straßburg war es immer Bernardo, der die Abendessen mit den Kollegen organisierte. Das konnten gern mal 20 Leute sein. und man ging in seine Lieblingsrestaurants: zum Palästinenser, zum Pakistani oder Brasilianer.
Es macht mich immer noch fassungslos, dass Bernardo nicht mehr da, denn ohne ihn wird die italienische Dolmetscherkabine nie mehr dieselbe sein.
Laura Wieser Anedda